hofmaier
expeditions
Die ersten Sonnenstrahlen wecken uns frühmorgens. Ein perfekter Tag zum Boot fahren kündigt
sich an. Nach dem Frühstück – es gibt Müsli und Kaffee – beginnen wir unser Camp abzubauen.
Die drei Aluminiumkisten werden ins Boot geräumt und in das Frame eingehängt. Dann kommen die
wasserdichten Ortliebsäcke wo jeder seine privaten Utensilien drinnen hat. Das Ganze wird noch verzurrt
und mit einem Gepäcksnetz gesichert. Der Luftdruck der vier Bootskammern wird noch geprüft, dann
kann es losgehen. Wir sind schon alle im Neoprenanzug adjustiert und nehmen im Boot unseren Platz ein.
Mit kräftigen Paddelschlägen gelangen wir in die Mitte des Flusses. Am Anfang herrscht noch ein bisschen
Hektik. Aber schon nach einigen Kurven wird die Routine einkehren und das Raft wird uns durch eine
weglose, faszinierende Wildnis bringen. Flüsse sind Wege die von selber laufen und so können wir diese
atemberaubende Landschaft mit Ihrer vielfältigen Tierwelt in aller Ruhe von Boot aus betrachten.
Der Fluss hat durch das Hochwasser enorme Strömung und bei den teilweise überfluteten Steinen muss
man vorsichtig sein, da man diese flussabwärts oft nicht erkennen kann. Beim nächsten größeren Zufluss
landen wir und das Camp wird wieder aufgebaut.
Die warme Morgensonne verspricht wieder einen schönen Tag. Auch der Barometer zeigt ein Hoch an.
Wir sind bester Stimmung. Unser Chefkoch bereitet uns leckere Palaschinken. Zutrauliche Streifenhörnchen beobachten uns neugierig. Anschließend machen wir eine Wanderung, um eine Übersicht über das Flusstal
zu bekommen. Die Heidelbeersträucher reifen schon und wir genießen einige von diesen leckeren Früchten. Überall sieht man schon die Anzeichen von Bären, die von den Bergen herunterkommen. In dieser dichten Vegetation sind sie aber schwer auszumachen.
Das Wasser des Zuflusses ist sedimentgesättigt und daher nicht klar. Das Fischen ist schwierig. Trotzdem gelingt es uns einige Dolly Varden Forellen zu fangen.
Wir essen alle gerne Fisch und somit ist das Abendessen gesichert.
Als wir anschließend noch gemütlich beisammensitzen, können wir auf der
anderen Flussseite einen großen Schwarzbären beobachten, der sich schon an den Heidelbeeren labt.
Dann sucht er sein Nachtlager in einer dichten Baumgruppe auf.
Wir bleiben noch einen Tag, dann geht unsere Flussreise weiter. Der Wettergott meint es nach wie vor gut mit uns und so können wir diese Etappe von über dreißig Kilometer voll genießen. Wir sehen vier Bären.
Einen Grizzly ertappen wir dabei, wie er sich gerade ins Wasser gleiten lässt um die andere Flussseite zu erreichen.
Dann bemerkt er unser Boot und beschleunigte seine Schwimmbewegungen. Ich habe keine Chance
ihm zu folgen um eventuell ein Foto zu schießen wie er sich am anderen Ufer aus dem Wasser hievt.
Hinter der nächsten Flusskurve entschwindet er unseren Blicken.
Auch eine Gruppe der seltenen weißen Mountain Goats ( Bergziegen ) können wir auf einem Felsen direkt neben den Fluss beobachten. Wahrscheinlich sind sie wegen der Mineralien vom Berg heruntergekommen um diese aufzunehmen.
Der nächste Zufluss kommt von einem Gletscher. Das Wasser ist hoch und tiefbraun.
Das Flussbett geht über und das überschüssige Wasser bricht durch die Büsche. Überall gibt es Bäche
und Rinnsale. Für uns ist es schwierig einen trockenen Platz zum Campen zu finden.
Am Abend können wir eine Schwarzbärin mit einem Jungen fotografieren. Auch Mountain Goats sind
wieder zu sehen.
Zähne putzen ist nicht unbedingt eine interessante Tätigkeit. Eher ein muss. Wenn man dabei aber einen kapitalen Grizzly beobachten kann, der auf der anderen Flussseite einen Felsengrat hochklettert, ist dieser Reinigungsprozess gegenstandslos. Das hellgoldene Fell dieses Toklat - Grizzly leuchtet in der aufgehenden Sonne, wobei andere Teile des Berges noch im Schatten liegen. In der Alaska Range nennt man diese hellfarbigen Grizzlys mit den schokoladenfarbigen dunklen Unterteil Toklat wo es auch einen gleichnamigen Fluss dort gibt.
Auch am unteren Waldrand zieht ein größerer Schwarzbär aus. Gott sei Dank strebt er nicht diese Höhen zu wie der große Toklat-Grizzly weiter oberhalb. Grizzlys killen Schwarzbären. Normal gehen Sie sich aus dem Weg. Die großen Braunen sind auf den Höhen und alpinen Wiesen anzutreffen wobei die Schwarzen die Wälder bevölkern. In Zeiten der Beerenreife und des Lachszuges kommen sie sich aber in die Quere.
Obwohl Bären zu jeder Tages-und Nachtzeit anzutreffen sind, habe ich immer die meisten Tiere zwischen
8:00 und 10:00 Uhr vormittags gesehen, bevor die Hitze des Tages einsetzt.
Heute steht die Schlüsselstelle des Flusses am Programm. Die Fahrt durch den Canyon dauert
eine dreiviertel Stunde und ist teilweise Wildwasser. Viele Weißkopfseeadler sind zu sehen.
Unser Etappenziel ist ein wunderschöner klarer Gebirgsbach, wo wir wieder auf unser Anglerglück hoffen.
Wir gehen den Creek entlang, der in Windungen dem Taku zustrebt. Das Tal wird immer enger bis das Ganze zu einer Klamm wird, wo es nicht mehr weiter geht. In Kaskaden fließt hier das Wasser bergab und bildet Gumpen wo sich die Fische wohl fühlen und laichen. Das wissen auch die Bären, die dort Ihre Lachse fangen.
Bei unserer Wanderung zur Klamm, kam es zu so einem Zwischenfall. Hans war konzentriert beim Fischen. Das Wasser rauschte und dämpfte die Umgebungsgeräusche. Auf einmal hörte er ein Brechen der Äste, sah über die Schulter und bemerkte gerade noch das Hinterteil eines Grizzly, der im Dickicht des steilen Uferhanges keine fünfzehn Meter von Ihm entfernt verschwand. Als er sich komplett umdrehte zierte eine frische Bärenlosung keine fünf Meter von ihm den Ufersand. Und wieder war es eine Zeit um zehn Uhr vormittags, wo sich der Bär eine Mahlzeit holen wollte, aber leider hatte Hans schon diesen Platz besetzt, was das Tier auch akzeptierte. Es hätte auch anders ausgehen können. . . . . .
Als wir von weiter oben zurückkommen und Hans treffen, konnte ich mich von der Grizzlylosung und
seinen Standort beim Fischen überzeugen.
Es ist schon später Nachmittag und wir kommen mit reichlich Fisch zurück zum Camp.
Das Abendessen ist wieder perfekt. Auch Brot wird gebacken. Nach dem Abwaschen steht ein Schluck Whisky am Programm. Man soll ja was zur Magendesinfektion einnehmen.