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Am wilden Fluss

SHESLAY  -  INKLIN  -  TAKU

 

 

 

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Nach sechs Flussfahrten im Taku River System, wollte ich wieder einmal vom Ursprungsgebiet des Sheslay River starten. Die letzte Raftingtour in diesem Gebiet machte ich 2002 und ich war neugierig wie sich die Natur und der Flussverlauf dort verändert hat. Der Sheslay wird von den mächtigen Gletschern der Coast Mountains gespeist, die auch von der Klimaerwärmung beeinträchtigt sind. Dementsprechend ist auch der hohe Wasserstand im Hochsommer.

Wir planten die Reise Ende Juli, in der Hoffnung, dass die schon kühlen Nächte die Gletscherschmelze verlangsamen wird. Aber es war dem nicht so.

 

Wir starteten von Atlin mit unserem Piloten Chris und seiner Cessna 207 zu den Ausläufern der Coast Mountains.

Chris mußte zweimal fliegen. Im ersten Flug war mein Sohn, unser Freund Joe und ich. Claudia (die Freundin meines Sohnes) und meine Frau Gerlinde wurden mit dem zweiten Flug an den Ausgangspunkt unserer Reise gebracht.

Jedesmal war der Buschflieger proppevoll - Seesäcke, Kisten, Raftingboot, Frame, Wildwasserausrüstung, Nahrung sowie Foto- und Filmmaterial benötigten jede Menge Platz.

 

Der Flug dauerte ca. 1 1/2 Stunden und am Bild erkennbar ist die Landebahn am Sheslay.

Kanadische Buschflieger landen wirklich fast überall....

Auf alle Fälle war es eine sehr holprige Angelegenheit :-)

 

Bei herrlichem Wetter erreichten wir den Ausgangspunkt unseres Abenteuers.

 

Von dort musste sämtliches Gepäck 1km weit zum Hackett-River gebracht werden. Die schwersten Kisten wogen um die 60kg, das Raftingboot um einiges mehr. Der Weg führte uns vorbei an der einzigartigen, sechseckigen Blockhütte von Michael Oros, genannt auch Shesly Free Mike, der 1981 als Mörder von dem deutschen Trapper Günther Lischy in die Geschichte eingegangen ist. Michael Oros verbrachte sein Leben in dieser Wildnis, mied den Kontakt zur Außenwelt und stieg dabei langsam in den Wahnsinn ab. Bei seiner Verhaftung tötete er noch einen Polizisten der Canadian Royal Mounted Police bevor er selbst mit einem Schuss in den Kopf getötet wurde.

Der Hackett-River mündet nach knapp 1,5 km in den Sheslay.

Eine faszinierende Gegend präsentierte sich uns in herrlichem Wetter, die Anzahl der Moskitos war gigantisch....

Am Hackett angekommen bauten wir unsere Zelte am Ufer auf. Gleich wurde die Gegend erkundet. Bernd, Claudia und Joe zogen den Neoprenanzug an und wateten ein Stück flussabwärts. Eine böse Überraschung ließ nicht lange auf sich warten.

Durch massive Hochwasser der letzten Jahre war der Hackett total verblockt. Keine Chance hier das Raft einzubooten.

Als die 3 zurückkamen war es bereits 7 Uhr abends. Was sollten wir tun? Wir stapften zum Airstrip zurück und zu unserer Freude arbeiteten drei Indianer in einer kleinen Kupfermine.

Sofort waren sie bereit und fuhren mit ihren Quads samt uns zu unserem Camp.

Nun hieß es schnell handeln. Denn die drei wollten uns direkt ans Ufer des Sheslay bringen - eine über 2km lange Strecke.

Fast unbefahrbar war der Weg dorthin, aber sie wollten es versuchen. Und es klappte zu unserer großen Freude! Die Zelte wurden blitzschnell abgebaut und so erreichten wir um 11 Uhr nachts das Ufer am Sheslay-River.

Ein harter Tag lag hinter uns und wir fielen hundemüde in unsere Schlafsäcke.

Sonnenschein am nächsten Morgen lässt uns früh aus den Schlafsäcken kriechen. Wir wollen ein paar Tage an diesem Platz verweilen und Joe bessert gleich mal unser Nahrungsdepot mit einem Königslachs auf. Fisch ist auf dem Speiseplan eine willkommene Abwechslung.

Einkauft wurden für die geplanten 19 Tage in der Wildnis 10kg Mehl, 10kg Reis, 10kg Müsli, Milchpulver, Kaffee und Tee, Zucker, Gewürze, Saftpulver, Salz, Marmelade und 5l Öl. Und last but not least auch eine Flasche Whisky :-)

Der Fisch wurde filetiert und dann in Öl gebraten - dazu gab es Reis.

Der Rest vom Lachs wurde am anderen Ufer ausgelegt. Vielleicht holt sich ein Weißkopfadler die Beute? ....aber es kam ganz anders - damit hatten wir nicht gerechnet......

Es war bereits 9 Uhr abends und wir saßen gemütlich beim Lagerfeuer. Ich drehte mich um und traute meinen Augen kaum - am anderen Ufer stand plötzlich ein Wolf.

Er tauchte lautlos aus dem dunklen und schützenden Dickicht hervor und betrachtete uns. Überraschung auf beiden Seiten!

Jetzt brach bei uns leichte Panik aus – bei Gerlinde war natürlich wieder mal das Weitwinkelobjektiv drauf - also schnell ummontieren. Bei mir war die Filmkamera noch im Koffer. Alles dauerte mir viel zu lange, da ich dachte der Wolf wird wohl gleich wieder die Bildfläche verlassen.

Ganz langsam bewegte ich mich ans Ufer um den Wolf so nah wie möglich auf das Bild zu bannen. Dieses wunderschöne Tier hatte mit unserer Anwesenheit kein Problem - der Geruch des Lachskadavers hatte ihn angelockt.

Noch nie sah ich aus so geringer Nähe einen Wolf. Das Abendlicht schien perfekt auf sein Fell - ein Traum für jeden Fotografen und Filmer.

Es war ein magischer und mystischer Moment und es trennten uns gerade ca. zehn Meter voneinander.

Dies alles störte den Wolf nicht - mit Interesse beobachtete er unser reges "Treiben". Nachdem seine Neugierde uns gegenüber gestillt war wurde es Zeit für ihn sich dem Lachs zu widmen.

Ein Leckerbissen der besonderen Art - man konnte das Schmatzen und Kauen des Wolfes gut hören.

Wir waren mehr als verwundert, dass Meister Isegrim seine Beute nicht wegtrug sondern gleich an Ort und Stelle verzehrte.

So konnte Gerlinde Foto um Foto schießen und auch ich kam mit der Filmkamera zu phantastischen Aufnahmen. Ab und zu würdigte er uns eines Blickes und so konnte ich mir die Worte: "Was bist du für ein schönes Tier." nicht verkneifen. Er hatte mächtigen Hunger - der komplette Lachskadaver einschließlich des Schwanzes - wurde hinuntergewürgt. Vielleicht gab es ja im Bau junge Welpen die auch versorgt werden wollten. Genüsslich trank der Wolf dann noch aus dem Fluss - Fisch macht eben durstig.

Als er sich dann langsam wieder Richtung Dickicht aufmachte konnten wir noch nicht ahnen, was dieses faszinierende und intelligente Tier im Schilde führte.....es sollte nicht die letzte Begegnung sein......

Wir waren alle noch ganz aus dem "Häuschen" und plauderten über das tolle Wolferlebnis als wir ein Knacken hinter den Zelten im Gebüsch hörten.

Es war eindeutig zu hören - da schlich ein Tier herum.

Mit Spannung verfolgten wir die Geräusche und es dauerte auch nicht allzu lange bis das Geheimnis gelüftet wurde.

Es war "unser" Wolf! Meister Isegrimm schwamm doch tatsächlich durch den Hackett-River um uns genau zu inspizieren.

Ich konnte es kaum glauben! Neugierig beäugte er uns. Dann tauchte er wieder hinter den Büschen unter um kurze Zeit später wieder in Erscheinung zu treten. Dann war er weg - man konnte nichts mehr von ihm sehen oder hören. Wir plauderten noch etwas am Lagerfeuer über das tolle Erlebnis und danach krochen wir alle in unseren Schlafsack.

Am nächsten Morgen machte ich eine Entdeckung der besonderen Art. Von Sohnemanns Neopren-Schuhen stand nur noch einer vor dem Zelt . Alle begaben sich auf die Suche nach dem Schuh - aber ohne Erfolg.

Der Schuh wurde nie mehr gefunden. Er ziert wohl nun einen Wolfsbau.......

Ein herber Verlust für meinen Sohn, der dann mit normalen Schuhen die Raftingtour bestreiten musste.......

Wir verbrachten zwei Tage am Ufer des Hackett-River. Auch wenn das Erlebnis mit dem Wolf noch so beeindruckend war, nun hieß es starten

Das Raft wurde aufgepumpt und das Frame justiert. Die drei Aluminiumkisten kamen ins Boot und dann wurden die Seesäcke dazugezurrt. Foto- und Filmkameras wurden ebenfalls obenauf gepackt.

Der erste Streckenabschnitt (ca. 35km) zum nächsten Camp sollte uns zum Somatua-River bringen. Um die Mittagszeit konnten wir bei herrlichem Wetter aufbrechen.

Der Sheslay-River fließt hier noch sehr gemütlich.

In vielen Windungen mäandert der Sheslay durch die Hochebene. Langsam und gemütlich fließt der Fluss und man hat viele Gelegenheiten die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zu bestaunen.

Vorbei geht es an versumpften Gebieten wo sich viele Vogelarten eingenistet haben. Hier hatten wir das Glück Kanadagänse und Biber zu beobachten.

Im Hintergrund sieht man abgestorbene Bäume die vor Jahren einem Großbrand zum Opfer gefallen sind. Es muß einen gewaltigen Buschbrand gegeben haben - wir fuhren viele Kilometer an abgebrannten Bäumen und Sträuchern vorbei.

Am Abend trafen wir am Samotua-River ein. Durch die hohen Temperaturen speiste auch dieser Fluss viel Wasser in den Sheslay. Da die Ufer versumpft sind fahren wir ein paar Kilometer weiter zum nächsten Zufluss.

Nun standen die üblichen Camparbeiten an.

Alles Gepäck wurde wieder aus dem Raft gehoben und die Zelte errichtet. Eine Feuerstelle musste gebaut und das nötige Brennholz gesammelt werden.

In dem sedimentgesättigten Gletscherwasser brauchten wir das Fischen gar nicht erst probieren.

Eine wunderschöne Landschaft bot sich uns bei strahlendem Sonnenschein.Einen Tag und 19 Flußkilometer später erreichten wir den Tatsatua-River. Die Fahrt dorthin war leichtes Wildwasser mit einigen Wellen die über das Raft spritzten.

Man erkennt, dass sich die Landschaft bereits verändert hat. Das Flusstal ist bereits viel enger geworden und der Sheslay nahm an Strömung zu. Wir haben die Hochfläche hinter uns gelassen.

Der Tatsatua hat klares Wasser, jedoch durch vorangegangene Hochwasser war er sehr verblockt.

Ein geeigneter Zeltplatz war bald gefunden und die üblichen Camparbeiten standen wieder an.

Es ist bereits abends und die letzten Sonnenstrahlen erleuchten die Berghänge. Der Goat Haunt Mountain präsentiert sich im schönsten Licht.

Im Tatsatua tummeln sich jede Menge Dolly-Varden. Dieser Fisch zählt zur Gattung der Saiblinge und gehört zur Familie der Lachsfische.

Da dies auch ein hervorragender Speisefisch ist versuchen Bernd und Joe ihr Fischerglück....

Es dauerte auch nicht lange und die erste Dolly-Varden hing am Haken. Wir staunten allerdings nicht schlecht, als wir den Mageninhalt inspizierten! Dieser Räuber hatte zwei ausgewachsene Mäuse verschlungen.

Wir hatten ursprünglich vor, am Tatsatua zwei Nächte zu verbringen. Aber die Wolken wurden mehr und so beschlossen wir gleich am nächsten Tag aufzubrechen.

Der schwierigste Flussabschnitt lag vor uns. Vor allem der Box-Canyon mit Wildwasserstufe 4 - 5 sollte gemeistert werden.

Die Vorbereitungen liefen noch spätabends in vollem Gange.

3 GoPro`s wurden montiert um alles filmisch dokumentieren zu können.

Eine kam auf meinem Helm, die zweite blickte rückwärts und die dritte wurde mittels einer langen Stange auf der Seite des Raftingbootes angebracht.

Die Anspannung war doch jedem ins Gesicht geschrieben. Ich raftete schon dreimal den Sheslay (die letzte Fahrt lag schon elf Jahre zurück), aber noch nie gab es einen so hohen Wasserstand. Wir haben zwar mit dem Buschflieger den Canyon von oben begutachtet und ich ihn für fahrbar eingestuft, wohl mit den Gedanken, dass es heftig werden würde.

Tag 5. Es liegen 38 Flußkilometer vor uns - ein reiner Wildwassertag.

 

Gleich nach dem Tatsatua gings mächtig zur Sache. Der Sheslay nahm gehörig an Strömung zu und es galt die T-Bone-Rapids zu meistern. Hohe Wellen forderten viel Einsatz und Geschick, aber die gefürchtete Verzweigung wo man nicht in den rechten Seitenarm gespült werden darf erwies sich als harmlos. Der Sheslay hat sich seit meiner letzten Flussreise hier tiefer eingegraben.

 

Die folgenden 10 Kilometer waren geprägt von schnellen Kurven und Windungen, das Tal wurde enger und enger. Teilweise gab es auch Verblockungen denen ausgewichen werden musste.

 

 

Der Box-Canyon näherte sich, der Anblick war wie immer atemberaubend.

Der Fluß nimmt hier eine 90°- Rechtskurve - es sah aus, als ob der Sheslay plötzlich endete.

Bei Normalwasser ist hier WW4, bei diesem Hochwasser Stufe 5.

 

Man muss sich rechts halten um die Eingangswelle in den Canyon die Garagentor hoch ist zu erwischen, den links ist ein Riesenloch mit langen Rückstau wo Gefahr besteht, dass das Raft flippt. Die Felswände rechts und links zwängen den Fluss auf ein paar Meter zusammen.

Wir surften präzise auf die hohe Welle, der linke Schlauch des Rafts streifte noch den tobenden Rückstau des Loches.

Anschließend ruderten und paddelten wir aus Leibeskräften, um nicht gegen den Felsen zu prallen.

Im vorbeifahren bemerkte ich, dass der überhängende Felsen der den Canyon ankündigt nicht mehr da ist. Vier – fünf Meter von der Canyonwand fehlten. Die ganze obere Böschung ist in den Fluss gefallen.

 

Wir rafteten pferfekt um die Kurve und befanden uns jetzt im Canyon. Mit Abfällen und hohen Wellen ging es zwischen den Felswänden in hoher Geschwindigkeit dahin. Ich versuchte das Boot immer von den saugenden Strudeln und Presswassern in Felsennähe fernzuhalten und in der größten Strömung zu halten.

Am Canyonausgang geht der Fluss wieder in eine 90° Linkskurve. Neue Katarakte verhinderten aber mein schnelles Einbiegen und so fuhr ich erst im letzten Moment aus der Kurve...

Wir rafteten ein leichten Abfall und plötzlich hatte ich einen überspülten Steinhaufen vor mir an dem es rund zweieinhalb Meter bergab ging. Mir schoss in den Kopf, dass sich hier der fehlende Eingangsfelsen abgelagert hat als wir schon mit dem Boot runterfielen.

Es ging alles ganz schnell!

Obwohl blitzschnell entschieden und gehandelt werden musste, ließ sich ein touchieren mit einem Felsbrocken nicht vermeiden. Das Raft drehte sich zur Seite - nur ja nicht seitwärts runterkippen! Das hätte fatal ausgehen können. Durch die Drehbewegung kam das aber Raft frei, ich konnte es wieder gerade mit dem Bug nach vorne ausrichten und das Hindernis hinter uns lassen.

Nun wurde uns auch klar, warum der Sheslay nicht mehr kommerziell geraftet wird - durch diese Veränderungen ist der Box- Canyon einfach zu gefährlich geworden für Raftingunternehmer.

Ein kleines Loch im Boden des Raftingbootes mussten wir dennoch feststellen. Trotz allem sind wir glimpflich davongekommen.

Um nichts mehr zu riskieren haben wir den Katarakt vor dem Zufluss des Nahlin River bei leichten Nieselregen umtragen. Am frühen Abend erreichten wir unser nächstes Camp - den Nahlin und es waren schon wieder einige blaue Flecken am Himmel zu sehen.

Dann wieder das übliche Prozedere mit ausräumen, Zelte aufbauen, usw....

 

Ziemlich geschafft genossen wir abends die letzten Sonnenstrahlen und wir beschlossen einige Tage an diesem schönen Platz zu bleiben.

Rechts erkennt man den Zusammenfluss des braun gefärbten Sheslay mit dem klaren Wasser des Nahlin. Ab dieser "Kreuzung" nennt sich der Fluss nun Inklin-River. 85 Flusskilometer am Sheslay lagen nun hinter uns.

Viele Lachse ziehen den Fluss herauf um zu laichen und so landeten auch einige in der Pfanne.

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