hofmaier
expeditions
Wir haben noch eine Biegung vor uns, sehen schon unser Camp. Da bemerken wir eine Bärin die am Ufer Gras frisst. Aber die Bärin ist nicht allein. Sie hat ihr Junges dabei.
Was sollen wir nun machen?
Das Wasser steigt bei Flut sehr schnell an. Direkt am Ufer zu gehen wäre zu gefährlich. Es bleibt uns nichts anderes übrig als im Wasser neben der Bärin vorbei zu waten.
Bernd hält meinen Fotorucksack mit beiden Händen über dem Kopf und Franz macht dasselbe mit seiner Kameratasche.
Wir reden die Bärin mit sanften Worten an und können nur auf ihre Toleranz zählen.
Wie wird sie reagieren?
Weit weg vom Ufer können wir nicht vorbei – das Wasser ist bereits zu tief. Es sind nur ein paar Meter Distanz zur Bärenmutter. Manchmal hebt sie den Kopf und würdigt uns eines Blickes. Von Aggressivität zum Glück keine Spur.
Einer führenden Bärin so nah zu kommen – es dauert fast eine kleine Ewigkeit. Wir haben es geschafft – wir sind glücklich, dass die Bärin uns akzeptiert hat.
Ein Angriff von ihr hätte fatal enden können.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Der Tag der Abreise ist gekommen. Bernd telefoniert frühmorgens mit unserem Piloten. Das Wetter scheint sich wieder zu verschlechtern. Wolken und Nebel machen sich abermals breit. Bernie will es dennoch riskieren.
Nun müssen wir schnell unser Camp abbauen. Alles wird wieder in den wasserdichten Seesäcken verstaut.
Dort, wo uns vor 2 Wochen unser Pilot abgesetzt hat – dorthin muss nun auch wieder alles hingetragen werden. Bernd und Joe sind schon am Schleppen während Franz und ich in Windeseile die Zelte sowie den Bärenzaun abbauen.
Mit sämtlichem Gepäck sitzen wir am Ufer und warten auf Bernie.
Viele Gedanken schießen uns durch den Kopf. Jeder lässt die Erlebnisse und Abenteuer Revue passieren. Eine wehmütige Stimmung herrscht.
Was wir hier erleben durften hat unsere Vorstellung bei weitem übertroffen. Es war nicht nur die große Anzahl an Bären mit der wir nicht gerechnet haben, es war vor allem die Toleranz der Tiere uns gegenüber. Wir sind in das Reich der Bären eingedrungen. Und die Bären haben uns akzeptiert.
Ist die Menschheit den Bären gegenüber auch so tolerant? Leider nein. Auch in unseren Wäldern waren diese wunderbaren Tiere früher heimisch. Aber sie erhielten keine Chance zu zeigen wie friedfertig sie sein können. Sie wurden ausgerottet – sie hatten keinen Platz bei uns.
Bären sind nicht die kaltblütigen Bestien und Killer für die man sie hält. Wenn man ihnen genug Respekt zollt, ihr Verhalten versteht und gewisse Sicherheitsvorkehrungen im Camp einhält kann man, so wie wir es erlebt haben friedlich neben ihnen leben.
Die Gedanken werden unterbrochen als wir die Beaver hören. Zur Begrüßung und auch zu unserer großen Freude dreht Bernie eine Runde über unseren Köpfen. Wir berichten ihm kurz über unsere Erlebnisse, räumen dabei unser Gepäck in den Flieger und schon starten wir.
Noch ein Blick zurück – zu „unseren“ Bären, zu „unserer“ Bucht die für zwei Wochen unser zuhause war.
Nächsten Tag leider wieder Regenwetter.