hofmaier
expeditions
Küstenbraunbären sind toleranter als Grizzyls. Vielleicht liegt es auch an der Nahrungsvielfalt und Reichhaltigkeit. Sie sind vom Aussehen auch langbeiniger und größer als ihre Artgenossen im Inland.
Wir werden ihnen immer vertrauter und die Bären suchen sich selber die Distanz zu uns. Und die wird von Tag zu Tag immer kürzer.
Dann eine massive Schlechtwetterfront!
3 Tage lang Zeltaufenthalt – es schüttet in Strömen. Keine Seltenheit hier an der Pazifikküste.
Am 4.Tag dann endlich wieder schönes Wetter. Wir erkunden einen anderen Abschnitt der Bucht.
Bernd lässt seine Jacke auf einem großen Stein liegen und Joe seine Fischertasche. Beim Zurückgehen nehmen wir die Sachen wieder mit. Allerdings etwas lädiert! Das Innenfutter der Jacke zerrissen und die Tasche mit einigen Löchern versehen.Bären sind sehr neugierig und wollen alles genau unter die Lupe nehmen.
Da kann es schon passieren, dass einiges dabei zerstört wird. Von da an wurde unsererseits nichts mehr liegen gelassen.
Ein einziges Mal vergaß ich, meine Bratpfanne in das Materialzelt zu geben – meine Pfanne wurde nie mehr wieder gesehen.
Um einen besseren Überblick zu gewinnen wandern wir einen kleinen Bach flussaufwärts.
Dieses Bächlein spendet uns täglich frisches und klares Trinkwasser. Alles ist dicht verwachsen. Nur im Bachbett kommen wir voran. Joe entfernt mit der Machete störende Äste und Zweige. Ständig machen wir Lärm um in dem Dickicht keinen schlafenden Bär zu überraschen.
Wir befinden uns im „Schlafzimmer“ der Bären und entdecken einen ausgetretenen Bärentrail nach dem anderen. Aber auch der kleine Bach bietet uns eine Überraschung als wir plötzlich einen Fisch entdecken. Geschickt fängt Joe den Buckellachs mit den Händen.
Er wird gefilmt und danach wieder ins Wasser zurückgesetzt. Endlich sind wir am Ziel – einem gigantischen Wasserfall – angekommen.
Nach einer kurzen Rast erklimmen wir noch einen Hang um in unsere Buch einsehen zu können. Der Ausblick lohnt sich.
Das Meer in tiefgrüne Farbe getaucht, jede Menge Bären und bestes Film- und Fotowetter.
Um zu ganz speziellen Filmaufnahmen zu kommen hat Bernd eine Fernsteuerung für die Go-Pro konstruiert. Lachsreste werden als Köder ausgelegt und die Kamera wird platziert.
Nun beginnt das Warten. Einige Bären tauchen auf, schnuppern neugierig aber nähern sich der getarnten Kamera leider nicht. Dann aber ist es soweit! Ein Bärenmännchen kann dem Fischgeruch nicht widerstehen und kommt der Kamera ganz nah. Bernd schaltet die Go-Pro mit der Fernbedienung ein. Dabei macht die Kamera ein leises Geräusch.
Dieses wird auch von dem Bären wahrgenommen. Kurz blickt er in die Richtung der Go-Pro, lässt sich aber dennoch von seinem Vorhaben nicht beirren den Fisch aufzuspüren.
Seine feine Nase wird auch schnell fündig und der Lachs genussvoll verzehrt.
Wir haben unsere Nahaufnahmen im Kasten.
Nächsten Tag leider wieder Regenwetter.
Dichter Nebel hängt in der Bucht und wir machen es uns in unserem Unterstand gemütlich.
Gemeinsames Palatschinken –kochen steht am Programm. Nachdem meine große Pfanne nicht mehr aufzufinden war bin ich gezwungen die leckeren Köstlichkeiten im Suppentopf zu backen.
Obwohl die runden Dinger etwas klein geraten werden sie an Bernd überreicht.
Er streicht Erdbeermarmelade drauf und Joe rollt sie mit Hingabe zu Palatschinken. Es herrscht gute Laune und wir lachen über unsere gemeinsamen Kochkreationen.
Mittlerweilse ist es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, dass ständig Bären an unserem Camp vorbeimarschieren.
Erschraken wir am Anfang unseres Abenteuers noch über die Nähe zu den Bären, so rasch änderte sich die Situation.
Unsicherheit und Angst sind gewichen – nicht aber der große Respekt den Tieren gegenüber.
Da entdecken wir am Ufer einen Fischotter. Es herrscht Ebbe und der Weg zum schützenden Meer ist lang für ihn.
Wir beobachten dieses posierliche und flinke Tier und es ist amüsant zu sehen, wie geschickt es sich dabei verhält. Dann taucht es im Wasser unter. Der Fischotter ist ein sehr erfolgreicher Jäger, denn nur kurze Zeit später erscheint er wieder und trägt stolz eine Flunder mit sich. Nun muss es wieder zurück zu seinem Bau. Vorbei an muschelsuchenden Bären bringt er seine Beute nach Hause.
Am nächsten Tag ist uns der Wettergott wieder gnädig und wir machen uns abermals bei Ebbe zum Lachsfluss auf.
Da wir etliche Buchten zu durchqueren haben ziehen wir unsere Wathosen an.
Auch die Schuhe mit den Spikes leisten uns gute Dienste auf den rutschigen Steinen.
Der Laichzug der Lachse hat begonnen.
Nun herrscht reges Treiben. Viele Bären versuchen ihr Fischerglück. Wir stehen mitten im Geschehen und sind fasziniert von dem Anblick und dem großen Bärenaufkommen.
Obwohl Bären Einzelgänger sind, verhalten sie sich in dieser Bucht sehr sozial. Jeder lässt dem anderen genug Freiraum.
Auch führende Bärinnen mit ihrem putzigen und trollig wirkenden Nachwuchs gesellen sich dazu. Alles läuft sehr friedlich ab.
Während einige Bären am Fischen sind grasen andere das nahrhafte Futter.
Der Großteil allerdings ist am Muschelsuchen.
Wir sind am filmen und fotografieren und unsere „Ausbeute“ kann sich sehen lassen.
Lachse werden hautnah neben uns erbeutet und bei lebendigem Leibe wird ihnen die Haut von den Bären abgezogen.
Bevorzugt sind vor allem der Rogen und das Gehirn der Fische. Der Kopf wird den Möwen zum Verzehr übrig gelassen.
Auch Elstern gesellen sich zum Festmahl.
Jeder Bär hat seinen Standplatz am Fluss. Die größten und stärksten unter ihnen beanspruchen die besten Plätze. Vor allem kleine Tümpel, wo sich die Lachse kurz ausrasten können.
Die Flut beginnt und wir wandern wieder zurück ins Camp. Mit vielen neuen Eindrücken die uns in Erstaunen setzten.
Hinter uns bemerken wir zwei junge Bärinnen die untereinander wohl etwas zu klären haben. Die vordere beginnt zu laufen – die andere folgt ihr. Eine brisante Situation.
Wir waten sofort in tieferes Wasser um den Weg für die Bären freizugeben. Die zwei Bären werden immer schneller und in hohem Tempo laufen die beiden am Ufer an uns vorbei.
Die Steine sind glitschig und die erste Bärin kommt fast zu Sturz.
Ein lautes Schnaufen ist zu hören und dann verschwinden die beiden im Dickicht.
Schon bei der nächsten Bucht erwartet uns die nächste Überraschung. Unser täglicher „Hausbär“ taucht von der Seite auf.
Dann steht er vor uns. So, als würde er uns den Weg abschneiden.
Will er uns testen?
Will er wissen wie weit er gehen kann?
Wir reden mit ihm – lauter und immer lauter. Scheint ihn allerdings nicht sonderlich zu beeindrucken.
Die Situation ist sehr angespannt. Ich nehme einen Stein und werfe ihn neben dem Bär ins Wasser. Dazu noch ein lautes: „GO“! Das Geräusch, das Aufspritzen des Wassers sowie die gegen ihn erhobene laute Stimme zeigt Wirkung.
Verdutzt schaut er uns an bevor er in den Weidensträuchern einem ausgetretenen Bärentrail folgt.
Wir atmen auf, wissen aber noch nicht, dass noch ein Abenteuer auf uns wartet.